04.02.–11.04.2010
Ausstellung im Großen Saal
Eröffnung: 3. Februar 2010, 19 Uhr
Mit Arbeiten von Petra Trenkel, Lukas Volker, W&D Dehnbund, Karin EM. Seidler, Roland E. Kollcek, Billy v. Grammel, Andrea Gölzen, Babtiste Odi Kagá, Schafter&Störpler, u. a.
Kunstgespräch mit Manfred Pernice
04. Februar 2010, 19 Uhr
Manfred Pernice gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer im deutschsprachigen Raum. Für seine erste Einzelausstellung in einer österreichischen Kunstinstitution entwickelte er eine neue raumgreifende Installation im Großen Saal des Salzburger Künstlerhauses.
Manfred Pernice fertigt seine skulpturalen Arbeiten aus einfachsten, oft gebrauchten Materialien, wie Pappe oder Pressspanplatten.
Der Künstler entwirft autonome plastische Objekte, die installativ das Verhältnis von Innen- und Außenräumen hinterfragen. Die Werke tragen die Spuren ihrer Herstellung und Verwendung, können farbig gefasst oder mit Fotos und Skizzen beklebt sein.
In Pernices Arbeiten sind das Zufallsprinzip und der dadaistische Witz ebenso präsent wie Objekt-Erfindungen, die Relikte des Alltags mit einbeziehen. In seinem Misstrauen gegen vorgefertigte Baukastensysteme arbeitet der Künstler gegen die in der Gegenwart vorherrschende Geradlinigkeit und entwickelt Antiformen, deren Identität und Funktion variieren. Der Betrachter wird aufgefordert, sich gegenüber seinen ästhetischen Modulen ständig neu zu positionieren.
Wichtige Motive der Ausstellung in Salzburg waren „Teilnahme“ und „Ausbreitung“.
Manfred Pernice zeigte auf einem Ausstellungsrondell vier Präsentationen, welche sich z. B. mit der Geschichte des „Hotel Europa“ in Salzburg und dem Hotel „Europäischer Hof“ in München oder der Umgebung einer demontierten Brunnenanlage in Potsdam in der ehemaligen DDR beschäftigten. Im selben Segment des Ausstellungsrondells waren Bilder der Berliner Künstlerin Petra Trenkel zu sehen, die sich in ihren Arbeiten mit anonymen urbanen und suburbanen Landschaften auseinandersetzte.
Teilnahme wurde durch die Integration der Arbeiten von Manfred Pernices ehemaligen StudentInnen an der Akademie der bildenden Kunst in Wien thematisiert – zu sehen waren etwa skulpturale Werke von Klaus Gölz und Benedict Traunfellner. Manfred Pernice stellte in der Ausstellung „Tutti“ die Frage nach Bedingungen und Möglichkeiten des Ausstellens an sich. Der Gestus des Zeigens – die Zusammenstellung von unterschiedlichen Werken des Künstlers und seiner KollegInnen mit ihren je eigenen Geschichten und Bedeutungen erzeugte eine komplexes Feld von Bezügen und Querverweisen und ließ „Tutti“ zu einem orchestralen Zusammenspiel unterschiedlicher Stimmen werden.
Manfred Pernice, geboren 1963 in Hildesheim, lebt und arbeitet in Berlin. Von 2004-2009 hatte er in der Nachfolge Bruno Gironcoli eine Professur für Objekt-Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien inne. Manfred Pernice war auf der Manifesta 3 in Ljubliana, der 49. Biennale in Venedig, der documenta XI oder bei den Skulpturprojekten Münster 2007 vertreten. Seine letzte große Einzelausstellung im Neuen Museum Nürnberg 2008 unter dem Titel „Que-Sah“ sorgte für großes Medienecho.