11.06.–06.07.2003
Ausstellung | Kabinett
Eröffnung11. Juni 2003, 19 Uhr
Zur Ausstellung spricht Ulrike Matzer
Petra Eggs (geboren in Tirol, lebt in Wien) Vorgangsweise besteht im Aneignen, Zitieren und Wiederverarbeiten von bestehendem Material aus Kunst und Alltag. Kunsthistorische Anspielungen und Motive von KünstlerkollegInnen werden immer auch mit eigenen Arbeiten von früher verschränkt. Für die Ausstellung produzierte Petra Egg u.a. das Video „Grand Tour“, 2003, das auf ihrer nach Sujets geordneten und ständig erweiterten Postkartensammlung basiert – eine Weiterführung der Ausstellung „Post“, 1998 in der Salzburger Galerie Eboran. Standbildartig aneinander gereihte Aufnahmen einzelner Bildmotive in der Abfolge ihrer Ordnung im Archiv (von Arenen, Aussichtspunkten und Bädern bis zu Vulkanen, Wasserfällen und Zügen) werden jeweils für einige Sekunden gezeigt.
Die großteils in Antiquariaten entdeckten Karten stammen hauptsächlich aus den 1960er und 70er Jahren, der Zeit des anhebenden Wirtschaftswunders und der verstärkt unternommenen Urlaubsreisen, Wochenendausflüge und Stadtbesichtigungen. Akustisch hinterlegt sind die Ansichten mit entsprechenden literarischen Reiseberichten aus verschiedenen Zeiten, um die Formung des touristischen Blicks durch Bilder und literarische Darstellungen aufzuzeigen. Eine Italienreise („Grand Tour”) gehörte im 17. und 18. Jahrhundert zu den Selbstverständlichkeiten einer Künstlerlaufbahn, literarische Reiseerzählungen taten das Ihre zum damals anhebenden Kulturtourismus. Bei den literarischen (daher auch fiktionalen) Berichten ist es gleichgültig, ob die Verfassenden wirklich gereist sind oder auch nicht, teilweise schreibt einer „seine Erfahrungen“ wortwörtlich vom anderen ab. Alle Literaturzitate wurden von Petra Egg in die weibliche bzw. ich-Form transponiert. Im Vordergrund steht für sie die Frage, wie man sich zu Klischeebildern und -inhalten in Bezug setzt.
„Über die Reisen, die sie unternahm, herrschten übertriebene Vorstellungen. Sie war nie an den verschiedenen Orten gewesen, an denen sie gesehen worden war.” „Ich reiste vor allem, um zu verifizieren, dass das, was ich dachte, auch wirklich existierte.“ (Petra Egg)