12/2005
–01/2006
 
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Termine 2005

07.12.2005–29.01.2006
Ausstellung

Blick A, Blick B
Jahresausstellung 2005/06 der Mitglieder des Salzburger Kunstvereins

Eröffnung: 7. Dezember 2005, 19 Uhr

Kunstgespräch: 17. Jänner 2006, 18 Uhr
Ein Gespräch mit den KuratorInnen Tanja Widmann, Johannes Porsch und Hemma Schmutz, Direktorin des Salzburger Kunstvereins zu Ausschnitten aus einem Hörspiel* zu Gustave Flauberts Roman „Bouvard und Pécuchet“ (*Radiosendung · ORF Ö1 ·1995/02/14 · Regie: Jörg Jannings)

Im Rahmen der Jahresausstellung waren alle Mitglieder des Salzburger Kunstvereins eingeladen, sich mit Arbeiten zu beteiligen, die im Großen Saal des Künstlerhauses präsentiert wurden. Während der letzten Jahre wurde meist versucht, mittels unterschiedlicher Konzepte wie thematischer Ausschreibungen oder der Bestellung von Jurien aus der Vielzahl an Einreichungen eine (Vor-) Auswahl zu treffen. In diesem Jahr war das anders: Die beiden in Wien lebenden KuratorInnen und KünstlerInnen Tanja Widmann und Johannes Porsch zeigten im Rahmen der Jahresausstellung Blick A, Blick B die gesamte Anzahl an Einreichungen.

Die jeweiligen Arbeiten sollten als Reproduktion oder als Dokumentationsmaterial eingereicht werden, um in der Ausstellung selbst wiederum in reproduzierter Form veröffentlicht zu werden. Die technische Reproduzierbarkeit des Kunstwerks, seine Vervielfältigung und Zirkulation als publiziertes Abbild bzw. das Zitieren der Effekte des Publizierens bildeten dabei ein formales wie inhaltliches Gerüst. Den BesucherInnen der Ausstellung präsentierten sich die eingereichten Arbeiten vereinheitlicht und vervielfältigt, als räumlich installierte Publikation: „Publiziert“ schwebt das Kunstwerk zwischen virtualiserender Veröffentlichung und aktualisierender Archivierung, als Objekt abwesend ist es als dessen Bild/Stellvertreter anwesend.

Publikationen können vorerst disparate (Kunst-) Objekte als Abbildungen zu einer ästhetisierenden Oberfläche verdichten, die einzelnen Teile neuerlich ‚auratisch‘ aufladen, sie stilisieren, ihnen auf einer visuellen Ebene unausgesprochen Wert verleihen. Diese Effekte nutzt Blick A, Blick B: Das Heterogene der eingereichten Arbeiten wurde durch die Reproduktion in einen Zustand der Ähnlichkeit versetzt und stilisiert. Das Ausstellungsdisplay brachte somit über ein visuelles Register die ihm eigenen diskursiven Aspekte, die Kriterien des Auswählens und Zeigens, des Sichtbarmachens und Verdeckens ins Spiel.

Die Ausstellungskonzeption und -installation griff kunsthistorische Formulierungen, die diese Fragestellungen bereits anklingen ließen, wieder auf: André Malrauxs „Imaginäres Museum“ aus den 1950er Jahren, in dem die Idee der Vereinheitlichung durch Techniken der Reproduktion bereits thematisiert wurde, Robert Rauschenbergs „Silkscreen Paintings“ (entstanden ab 1962), die als unaufgeräumte Aufnahmefläche jegliche Form von Daten, so kohärent oder konfus diese sein mögen, aufscheinen lassen, El Lissitzkys Demonstrationsräume von 1926, die Elemente des Archivs an die Oberfläche bringen oder verdecken. Mit ihrem Ausstellungsdisplay verkreuzten Tanja Widmann und Johannes Porsch die Ein- und Ausschlußmechanismen des Kunstbetriebes mit der Strategie der Aneignung, und übertrugen den kritischen Diskurs über die Struktur der Institution auf den Handlungsmodus der KünstlerInnen selbst. Als Alternative zu den souveränen, distanzierten Künstler-AgentInnen stellten sie sich die tragikomisch-pathetischen Kopisten Bouvard und Pécuchet (aus den Notizen zum gleichnamigen Roman von Gustave Flaubert) zur Seite, die sich in den Widersprüchen vorgefundener Materialien verstrickten, in den Klüften – die kanonisiertes Wissen überbrückt – abstürzen, auf der Oberfläche der Allgemeinplätze dahingleiten.

Johannes Porsch arbeitet als Künstler und Kurator im Transfer zwischen Architektur und Kunst.
Tanja Widmann Arbeitet als Künstlerin, Kuratorin, Autorin und Dozentin an der Universtität für Angewandte Kunst.

TeilnehmerInnen Günter Althammer,
Ruedi Arnold, ARTgenossen, Stefan Bachmann, Robert Bader-Bader, Ulrike E. Bayer,
Herwig Bayerl, Erli Beutel-Windischbauer,
Max Blaeulich, Adolf H. Böhm, Lena Bosch,
Mady Braun, Christina Breitfuß, Ilse Burkelz, Renate-Johanne Carelse, Regula Dettwiler,
Zos Dewitt, Marcin Dudek, Jutta Duschl,
Petra Egg, Johanna Engl, Detlef Fellrath,
Ilona Festetics, Gertrud Fischbacher,
Wolfgang Fleischer, Gerhard Frömel,
Sieglind Gabriel, Eva Gadocha, Emilio Ganot,
Eva Ganot, Helga Gasser, Helmut Grill,
Constanze Gugg-Weichl, Peter Haas, Monika Hartl, Brigitte Häufler, Natascha Hauser,
Michael Heider, Petra Heinrich, Sabine Heinrich, Eva Heitzinger, Stefan Heizinger,
Gerhard Himmer, Gerlinde Hochmair,
Christine Hohenberg, Rudolf Höhenwarter,
Lisa Holzer, Lucas Horvath, Cornelia Hutterer, Christian Hutzinger, Nabila Irshaid, Paul Jaeg, Sabine Jelinek, Elisabeth Junger,
Elfie Kapeller, Gisela Katzengruber,
Raimund Kirchweger, Matthias Klos,
Birgit Knöchl, Paul Kranzler, Marianne Lang u. Johannes Kubin, Franz Linschinger, Peter Mai, Michael Maislinger, Claudia Märzendorfer,
Aurora Mazzoldi, Helmut Morawetz,
Hans Christian Moser, Robert Moser,
Robert Neuhauser, Luise Obermair,
Nick Oberthaler, Stefan Osterider,
Brigitta Pamminger, Plank u. Poschauko,
Birgit Pleschberger, Christiane Pott-Schlager, Martin Rasp, Horst Reichle, Wolfgang Richter, Astrid Rieder, Isa Riedl, Anja Ronacher, Wolfgang Schäffer, Veronika Schubert,
Doris Scharfetter-Vogelsberger, Michael Scheirl, Harald Scherz, Hans Schmidt, Elisabeth Schmirl, Robert Schörghofer, Manfred Schuster,
Vivian Simbürger, Maria Sommerauer,
Manfred Sommersgutter, Ernst Spiessberger, Gustav Starzmann, Walter Steinacher,
Margit Anna Strasser, Adelgunde Strauss,
Manfred Stubhann, Koca Vangjlish,
Elvira Walser, Severin Weiser, Klaus Weninger, Elfi Wieser-Gmachl, Sylvia Winkler u.
Stefan Köperl, Magdalena Wittmann,
Gerlind Zeilner, Siegfried Zaworka u.
Thomas Bretl

Kuratiert von Tanja Widmann und Johannes Porsch



Foto: Andrew Phelps, © Salzburger Kunstverein