07–09
2005
 
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Termine 2005

07.07.–11.09.2005
Ausstellung | Großer Saal

Ulrike Ottinger
Totem

Eröffnung: 6. Juli 2005, 19 Uhr
Kunstgespräch: 9. August 2005, 18 Uhr
Zur Eröffnung sprach der Filmtheoretiker und Kunstkritiker Laurence Rickels (University of California, Santa Barbara)

Ulrike Ottinger - Filmretrospektive im Salzburger Filmkulturzentrum DAS KINO von 6. bis 17. August 2005.

Ulrike Ottinger ist über eine Karriere als bildende Künstlerin (Malerei, Materialmontagen, Grafiken, Fotografie und Performance) in den frühen 1970er Jahren zum Film gekommen. Jedes ihrer Bilder „verweist auf etwas jenseits des Bildes selbst liegendes. Auf die vorgängige Realität, auf die zahllosen Bilder aus dem Repertoire der Kunst, auf Alltagskultur und Mythen, und auf den visuellen Kosmos ihres eigenen immer dichter werdenden Œuvres. In ihren Fotografien begegnen sich gefundene und erfundene Dinge. Sie bilden den Bereich, in denen Realität und Fiktion, die Vergangenheit und die Zukunft, der Wunsch und die Erfüllung einander transformieren.“ (Katharina Sykora, „Stills und Sessions“. In: Ulrike Ottinger, Berlin, Contemporary Fine Arts, 2001)

Für den Salzburger Kunstverein hat Ulrike Ottinger eine Ausstellung konzipiert, die sich mit dem Thema der Transformation beschäftigt.
Die Ausstellung vereinte Motive unterschiedlichster Kulturen und sozialer Kontexte, die um Todes- und Auferstehungsfaszination kreisen. Jenseits eines wissenschaftlich-ethnographischen Zugangs inszenierte die Künstlerin im Großen Saal des Salzburger Kunstvereins eine Zusammenschau ritueller Praktiken divergenter kultureller Herkunft. So hat die Künstlerin 1991 bei ihrem Besuch in der Taiga an Seancen weiblicher Schamanen teilgenommen und diese fotografisch und filmisch aufgenommen. Zudem sind Bilder aus dem Umfeld von San Antonio/Texas zu sehen, wo sie an Kirchenfesten und Charreadas teilgenommen und den Prozess der Hybridisierung der deutschen, spanischen, indianischen und anglo-amerikanischen Kultur untersucht hat. Spanische Osterprozessionen und die Dokumentation der von Frantisek Rindt in den 1870er Jahren aus menschlichen Knochen gestalteten Kapelle in Tschechien bildeten weitere Bestandteile der Schau. Diese Elemente wurden konterkariert und gebrochen durch inszenierte Fotografien aus den Kontexten ihrer Filme Freak Orlando und Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse. Im Zentrum aber stand die Installation des Europa-Zelts, welches das Motiv des Raubes der Europa durch Zeus in der Verwandlung als Stier in unterschiedlichen künstlerischen Umsetzungen von der Antike bis zur klassischen Moderne durchspielt. Ulrike Ottinger ging es bei dieser Ausstellung nicht um eine Homogenisierung unterschiedlicher ritueller Praktiken, sondern um einen Zugang, der, wie Victor Segalen bereits im frühen 20. Jahrhundert in seinen „Schriften zum Exotismus“ anregte, jenseits einer Assimilierung auf eine Anerkennung kultureller Differenz zielt. Ottinger thematisiert existentielle Fragestellungen und ihre vielfältige Repräsentation und Brechung und stellt sich somit ihrer Verdrängung und Tabuisierung entgegen. Im August zeigte das Salzburger Filmkulturzentrum DAS KINO in Kooperation mit dem Salzburger Kunstverein eine Retrospektive von Ulrike Ottingers Filmen, die den Zeitraum von 1973 - 2004 umfassen wird. Weitere Informationen zu Ulrike Ottinger: www.ulrikeottinger.com



Foto: Andrew Phelps, © Salzburger Kunstverein

Ulrike Ottinger, „Heiliger Baum“, Kontext Taiga, 1992, Farbfotografie