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2009
 
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Termine 2009

22.01.2009
Großer Saal

Provokation:Kunst. Salzburger SehStörungen
Vortrag von Wolfram P. Kastner

Mit verschiedenen Aktionen, die unter dem Titel „SehStörungen“ stehen, will der Künstler Wolfram P. Kastner unkommentierte Relikte aus der NS-Zeit, die in unserem alltäglichen Umfeld entweder verharmlost dargestellt werden oder gar Ausdruck einer Sympathie zur Ideologie des Nationalsozialismus sind, wahrnehmbar machen und einen angemessenen Umgang damit anregen.

Vor 15 Jahren versah Kastner zum ersten Mal auf dem Salzburger Kommunalfriedhof die schwarze Ehrenschleife für die Waffen-SS mit einem Scherenschnitt. Die in Österreich und Deutschland lange geübte Gewohnheit, weg zu schauen oder besser noch gar nicht hinzuschauen, also auch nichts zu wissen und Friedhofsruhe zu bewahren, war buchstäblich mit einem Schnitt gestört worden. Die Bundespolizei suchte nach dem Künstler, Anhänger des Nationalsozialismus eroberten die Kranzschleife aus der Galerie 5020 im Handstreich zurück und stießen finstere Drohungen aus. Eine Briefbombe wurde angekündigt, Anzeigen erstattet, im weiteren Verlauf Strafprozesse und Diskussionen geführt. Nach 54 Jahre währender Verherrlichung des Nationalsozialismus auf dem Salzburger Friedhof und zehnmaligem Beschneiden der SS-Banderole durch Wolfram P. Kastner war der Spuk 2009 schließlich vorbei.

Über diese Vorkommnisse berichtete Kastner in seinem Vortrag ebenso wie über weitere SehStörungen in Salzburg: ein unsichtbares Denkmal für Thomas Bernhard an der Staatsbrücke, die strafbare Ergänzung der Tafel für Theodor Herzl mit einem gefälschten Zitat, die Kennzeichnung geraubter Häuser und ein Projekt, das die Erinnerung an die Salzburger Bücherverbrennung 1938 auffrischen sollte.

Wolfram P. Kastner, wurde 1947 in München geboren, lebt und arbeitet in München. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste München und hat seit 1982 mehrere öffentliche Aktionen und Interventionen zum Thema SehStörungen realisiert, u.a. 2007 „Furchtbare Wege“, ein Projekt zur Erinnerung an den Todesmarsch ungarischer Juden im April 1945 (im Rahmen des Festival der Regionen Oberösterreich).

Provokation Kunst, Hubert Kramar, Hanna Hiob, Wolfram P. Kastner

Provokation Kunst, Hubert Kramar, Hanna Hiob, Wolfram P. Kastner
Foto: ikufo