02–04
2017
 
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Termine 2017

25.02.–23.04.2017
1 Bild im Café

Stefan Kreiger. Trojan Source Code

Eröffnung: 24. Februar 2017, 20 Uhr

Im Rahmen der Ausstellungsreihe im Café Cult #78 zeigt Stefan Kreiger eine neue Arbeit. In seinem insgesamt zwölfteiligen Zyklus Trojan Source Code befasst er sich mit dem sehr menschlichen Bedürfnis, in simplifizierten Bildern figurative Metapher, Bedeutung oder Zusammenhang zu erkennen.

Die Arbeiten begannen ursprünglich im Künstlercamp Artcolony Cered (Ungarn 2016) zum übergeordneten Thema: Lebens Zeichen. Als Ausgangspunkt dienen lokale ungarische Stickmuster, von deren Plänen für komplexe Kreuzstichgebilde, Ausschnitte von jeweils 15 mal 15 Einzelpunkten (Stichen) als Vorlage für die Zeichnungen ausgesucht wurden. Dieser selektierte, aufgeblasene Mikrokosmos ist sozusagen der Platz oder Ort in dem das vom Muster losgelöste, dennoch von selbigen inspirierte und abhängige „neue Bild“ stattfindet – gleichermaßen als Fragment wie auch als eigenständiges Werk. Das gezeigte Muster ist der Ästhetik des Plans für die Herstellung des Stiches – also mit seinen schwarzen Quadraten für dunklen Faden und den Quadraten mit R für roten Faden – nachempfunden und behält daher den vorläufigen, idealisierenden Charakter eines Entwurfs, einer Absicht. Dadurch, dass es sich jedoch um Ausschnitte des eigentlichen Herstellungsplanes handelt, wird die Funktion des Plans ausgehebelt und doch fragmentarisch dokumentiert.

Das handgeschöpfte ungarische Papier bietet Kontrast zur tiefschwarzen Tusche und führt nochmals seinerseits die Funktion des Planes ad absurdum, da Papier wie dieses für gewöhnlich nicht zum Entwerfen verwendet würde – zeichnet es sich doch dadurch aus, dass es sehr grobkörnig, rau, uneben, schwer und von Blatt zu Blatt sehr individuell und unterschiedlich in Verhalten und Wirkung ist. Die detaillierte, scharfkantige, exakte Tuschezeichnung auf diesem von Struktur und Tiefe geprägten Material tut ihr Übriges, wirkt darauf fast wie der Ausdruck eines Plotters und zwingt dennoch zur Symbiose. Die Dimension von 15 auf 15 Quadraten wurde als Kompromiss gewählt, sodass genug Bausteine für ein neues Bild vorhanden bleiben und sich trotzdem noch ein größeres Ganzes erahnen lässt, dem das Fragment entsprungen scheint, bevor es ein Eigenleben erhielt.

In jedem der Blätter ist immer ein R-Baustein rosa gefärbt, als Hinweis auf die Einzigartigkeit dieser herausgelösten neuen Bilder, oder Diagramme, die in einer Art Emanzipation den sich wiederholenden Zweck des eigentlichen Dekors abgelegt haben – wie im Übrigen jedes dieser Papiere nicht dem Anderen gleicht, weil sie handgemacht sind. Der farbige Baustein könnte weiters Invasor, Alien, Aggressor, Virus oder aber auch Besucher, Durchreisender, Medizin oder Freund sein, je nach Betrachtungsweise – oder ein göttliches Element, das sich zu Zwecken der Observation tarnt. So ist auch der Titel gleichermaßen ambivalent: Der source code, also Quellcode, ist in der Programmierung das Herz von binären Computerprogrammen, also essentiell für jegliche Existenz während der Trojaner sich, gleich seinem antikem Vorbild, hinterrücks mit übler Absicht anschleicht. Ein anderer Verweis wäre die Bildsprache der Arbeiten und die Wahl der Ästhetik selbst. Ist das, womit es unsere Wahrnehmung hier zu tun hat, nun Bild im eigentlichen Sinne oder doch mehr mechanische Lochkarte, also Information, mit rudimentären Computerbefehlen darauf – auf jeden Fall visuelle Daten in puristischer Form.

Stefan Kreiger, geboren 1981 in Salzburg, lebt und arbeitet in Salzburg und Wien.



Foto: Andrew Phelps, © Salzburger Kunstverein