09
2004
 
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Termine 2004

01.09.–26.09.2004
Ausstellung | Kabinett

Gebhard Sengmüller „vergessen© löschspulen”
Im Rahmen der Reihe „Televisuelles Leben”

Eröffnung 1. September 2004, 19 Uhr Einführung: Herwig Turk

Das Ausstellungskabinett des Salzburger Kunstverein war 2004 acht Monate lang Schauplatz eines auf Offenheit und Interaktivität angelegten Projekts zum Alltagsphänomen Fernsehen. Die Gesamtstruktur umfasste unterschiedlichste Formate und Formen der Beteiligung – längere und kürzere, fix geplante wie auch (innerhalb eines Frames) spontane Programmbeiträge – und ist dadurch einem permanenten „Zapping“ vergleichbar. Im Ausstellungskabinett zeigte Gebhard Sengmüller seine Arbeit „vergessen© löschspulen“, eine Serie von Fotografien von Löschgeräten, aufgenommen in den ORF-Landesstudios. Löschspulen sind große Elektromagnete, die in Rundfunkanstalten dazu eingesetzt werden, um Video- und Audiobänder restlos zu löschen. Insofern stellen sie in Sengmüllers Augen eine maschinelle / industrialisierte Form des Vergessens dar, sind „schwarze Löcher audio-visueller Information, die Erleichterung vom ‚information overload’ versprechen“ (Christoph Cox). Nicht der Verlust von (visuellen und auditiven) Informationen steht im Vordergrund, sondern die Bejahung von Vergessen als (überlebens-)wichtigem Teil von menschlichem und technologischem Erinnern. Sengmüllers Fotografien sind in dem Sinne selbstauslöschend, als dass sie mit der Vorstellung der eigenen Auslöschung als Bilder spielen. „vergessen© löschspulen“ wurde für das „vergessen©“ Projekt produziert, eine Kollaboration von ca. 30 KünstlerInnen und TheoretikerInnen, die sich in verschiedener Weise mit dem Thema des Vergessens beschäftigen. Im Zentrum des Projekts ( www.vergessen.com) steht dabei der Versuch, „aktiv mit einem Aspekt des Lebens umzugehen, der von unserer Erkenntnismaschinerie fast gänzlich ignoriert wird. Vergessen wird vor allem im Zusammenhang mit Krankheiten, Fehlleistungen und Unannehmlichkeiten erwähnt. Wir wollen ihm ein Image anhängen, ein Positiveres als das Pathogene. Wir weigern uns, nur den Teil des Lebens für erfahrbar zu halten, der formulierbar, erklärbar und instrumentalisierbar ist. Wir weigern uns, das Vergessen als den Appendix des Erinnerns hinzunehmen.“ (Herwig Turk)

Gebhard Sengmüller ist als bildender Künstler vor allem im Bereich der Medientechnologie tätig. Teilweise in Kollaboration mit WissenschafterInnen und KünstlerkollegInnen entwickelt er Projekte und Installationen, die sich mit der Geschichte elektronischer Medien beschäftigen, neuartige Ordnungssyteme für Medieninhalte schaffen und autogenerative Netzwerke konstruieren. Sengmüllers Arbeiten reflektieren den historischen und sozialen Kontext aktueller Medienkunst und beschäftigen sich auf unterschiedliche Arten mit Fernsehen. Neben unterschiedlichen Versuchsanordnungen wie etwa einem „VSSTV – Very Slow Scan Television“ (von 3. – 7. September 2004 zu sehen im Rahmen der Ars Electronica, Linz) war „VinylVideo“ das Hauptprojekt der letzten Jahre – ein Stück Fake-Medienarchäologie, quasi eine „vergessene“ Erfindung zur Speicherung von Fernsehsignalen auf Vinyl-Langspielplatten.

Gebhard Sengmüller, geboren 1967, lebt in Wien.

Gebhard Sengmüller: ”vergessen© löschspulen: ORF Fernsehstudio Wien-Küniglberg, Typ Garner Eliminator 4000“, 1997/98, Farbfoto

Gebhard Sengmüller: ”vergessen© löschspulen: ORF Fernsehstudio Wien-Küniglberg, Typ Garner Eliminator 4000“, 1997/98, Farbfoto