07
2015
 
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Termine 2015

21.07.–23.07.2015
Kooperationen

Open Academy: Die Person als Special Effect
Vortragsreihe von Diedrich Diederichsen

Anhand der letzten fünfzig Jahre in bildender Kunst, (Pop-)Musik, Kino und Film veranschaulichte Diedrich Diederichsen in dieser Vortragsreihe an drei Abenden die Rolle der Personen- und Indexikalitätseffekte in der Kunst und ihre Auswirkung auf die Kulturindustrie.

Termine
Di, 21. Juli 2015, 20 Uhr
Mi, 22. Juli 2015, 20 Uhr
Do, 23. Juli 2015, 20 Uhr

Deutsch mit englischer Übersetzung. Vorträge in Kooperation mit der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg.

Eintritt frei!

Viele der prägenden, künstlerischen Formate der Gegenwart, wie Performance Art, Concept Art, Installationen, Aktionismus und Interventionismus, aber auch harter Rock, Soul, Psychedelia, Minimal Music, Minimal Art und Direct Cinema sind um 1960 entstanden. Seitdem wird in den neuen künstlerischen und populärkulturellen Entwicklungen versucht, die Effekte technischer Medien wie die Indexikalität von Fotografie und Phonographie live (oder händisch) zu umzusetzen. Was bei den Vorläuferformaten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei Slapstick, Surrealismus oder in manchen Hörspielen nur punktuell verwirklicht wurde – phonographische und fotografische Aufzeichnungen werden von den real körperlich anwesenden Personen durch spezielle, wiedererkennbare Körpereigenschaften verursacht – wird nun zum Alltag von Pop-Musik oder cinéma vérité. Entweder arbeiten diese Künste bei aufgezeichneten Studio- und Doku-Werken entlang der Gestaltung von Authentizität der Person – entgegen dem früheren Paradigma von Können oder Talent – oder sie konstruieren eine neue Liveness bei Performance, Straßentheater und partizipativen Formen. In den letzten 50 Jahren haben sich diese Personen- und Indexikalitätseffekte sowohl in den früher als hochkulturell geltenden Bereichen wie Bildende Kunst als auch in populärkulturellen Bereichen in ähnlicher Weise verbreitet (siehe Reality TV).

Dies erfordert ein Neudenken des Kulturindustrie-Begriffs. War die Kulturindustrie bisher eine ideologische Maschine falschen Bewusstseins, so müsste nun zwischen verschiedenen Stadien der Entwicklung dieser Maschine unterschieden werden – nicht zuletzt wegen der Einschnitte durch je neue technische Medien. Die singuläre individuelle, lebendige Person – von Warhols Screen Tests bis zu den youtube-Stars von heute – wird immer entscheidender; das wofür sie steht aber immer unwichtiger.

Diedrich Diederichsen war in den 1980er Jahren Redakteur und Herausgeber von Musikzeitschriften (Sounds, Spex), in den 90er Hochschullehrer als Gastprofessor oder Lehrbeauftragter u.a. in Frankfurt, Stuttgart, Pasadena, Offenbach, Gießen, Weimar, Bremen, Wien, St. Louis, Köln, Los Angeles und Gainesville. 1998 – 2007 Professor für Ästhetische Theorie/Kulturwissenschaften an der Merz-Akademie, Stuttgart, seit 2006 Professor für Theorie, Praxis und Vermittlung von Gegenwartskunst am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Akademie der Bildenden Künste, Wien. Er veröffentlicht regelmäßig u.a. in Tageszeitung, SZ, theater heute, Texte zur Kunst.



Foto: Diedrich Diederichsen