03
2012
 
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Termine 2012

22.03.–29.03.2012
Veranstaltungen

State of Statues
Eine Vortragsreihe von Thomas D. Trummer

Die Vortragsreihe beschäftigt sich in drei Vorlesungen mit dem Stand der Bilder, und ihrer Rolle im Spannungsfeld von Recht, Religion, Politik und Konflikt.

Donnerstag, 15. März 2012, 19 Uhr
Donnerstag, 22. März 2012, 19 Uhr
Donnerstag, 29. März 2012, 19 Uhr

Eintritt frei!

Macht sucht sich das Standhafte, um sich selbst zu bestätigen. Standbilder sind nicht selten Staatsbilder. Statuen stehen für Gemeinschaft, Gebot und beherrschtes Gebiet. Besonders an öffentlichen Orten sind Statuen Sinnbild politischer Selbstbehauptung. Sie markieren Plätze, urbane Prägepunkte und politische Herrschaftsordnung. Einmal aufgestellt dienen sie der zeitlosen Demonstration mit dem Nachdruck unumstößlicher Geltung. Wie aber steht es mit der Darstellung der Macht heute? Sind Standbilder demokratisch vertretbar? Ist das Beständige ihrer Erscheinung nicht quer zur rasanten Bewegung gegenwärtiger Verkehrs- und Kommunikationsverhältnisse? Und eignen sich Denkmäler im Zeitalter des Streamings noch zum verbindlichen Kult?

Statuen stellen sich in den Weg, sie sind Setzungen. Durch ihre körperliche Gegenwart eröffnen sie die Befragung von Dasein, Gefährdung und Existenz. In dem Maße, indem sie Macht vor der Zeit retten wollen, werden sie auch Ziel von anderer Gewalt, von Aggression, Widerstand und Zerstörung. Gerade weil sie den starren Geist der Unveränderlichkeit in plastische Raumprägung gießen, streift der Engel der Geschichte, der im Rückblick nur noch Trümmer erkennt, wie Walter Benjamin meinte, über sie hinweg. Was sie sein wollen, beständig und zeitlos, wird ihnen unter revolutionären Bedingungen gewalthaft entrissen. Von der Heidenangst des Mittelalters bis zur Zerstörungswut der Taliban bleiben Brandherde, Löcher und Ruinen zurück.

Thomas Schütte nimmt mit seiner Monumentalfigur „Vater Staat“, die im Museum Ludwig in Köln in der Ausstellung „Vor dem Gesetz“ zu sehen ist, auf die Vorstellung der Macht Bezug. Die abstrakte Idee des Staates wird in seinem Werk zur porträthaften Figur. Dabei bleibt der „Vater Staat“ als Sinnbild prekär: er zeigt grimmige Unbestechlichkeit und Kälte ebenso wie individuelle Züge und die Kerben der Geschichte.

„State of Statues“ beschäftigt sich in drei Vorlesungen mit dem Stand der Bilder, ihrer Rolle im Spannungsfeld von Recht, Religion, Politik und Konflikt.

Vortragender: Thomas D. Trummer ist gemeinsam mit Kasper König Kurator der Ausstellung „Vor dem Gesetz“, Museum Ludwig Köln, zuvor Kurator für Bildende Kunst Siemens Stiftung München, Kurator am Belvedere in Wien und Gastkurator am Grazer Kunstverein. Zahlreiche Publikationen zur Gegenwartskunst und Ästhetik.

Thomas Schütte, Vater Staat, 2011, Stahl, Höhe: 383 cm, 
im Besitz des Künstlers

Thomas Schütte, Vater Staat, 2011, Stahl, Höhe: 383 cm,
im Besitz des Künstlers
Foto: Achim Kukulies, © VG Bild-Kunst, Bonn 2011