04–07
2010
 
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Termine 2010

22.04.–11.07.2010
Ausstellung im CaféCult #44

Karin Peyker

Eröffnung: 21. April 2009, 19 Uhr

Im Rahmen der Ausstellungsreihe im
CaféCult #44 zeigte Karin Peyker die speziell für das CaféCult entwickelte Arbeit „Domestic Nature“, 2010.

Die Rauminstallation von Karin Peyker im Café des Salzburger Kunstvereins bestand aus einer wandfüllenden Fototapete, in welche Papiervögel und natürliche Versatzstücke integriert waren, einer gerahmter Landschaftsfotografie und einem Hintergrundsound aus Vogelstimmen.

Alle Elemente sind Fundstücke. Das Breitwandtapetenbild, des von Wald umgebenen Gebirgssees, geht nicht auf eine reale Bildvorlage zurück, sondern wurde nach bildgestalterischen Mitteln am Computer generiert. Das Hauptmotiv des Gebirgssees füllt den Mittelteil, im Vordergrund sind die Bäume so arrangiert, dass dem Betrachter suggeriert wird, er habe nach langer Wanderung endlich sein Ziel erreicht und der einsame See tut sich ihm vor einer ergreifenden Bergkulisse auf. Das gesamte Bild enttarnt sich spätestens jetzt als eine Aneinanderreihung von Fundstücken. Ast und Vogelattrappen erweitern das Fundstückprinzip in den Raum hinein. Schräg gegenüber verdoppelt eine gerahmte, reale Waldlandschaftsfotografie den Erholungs- und Wohnzimmercharakter der Installation.

Die Künstlerin konfrontiert den/die BetrachterIn mit unterschiedlichen Bildformaten, Herstellungstechniken und Präsentationsformen eines einzigen Landschaftstyps. Keines davon ist ein künstlerisch „wertvolles“ Unikat, alles basiert auf Massenherstellung für eine Massenkäuferschicht. Das kleine Bild ist das Bild einer Illusion, es bietet dem Betrachter Gelegenheit, kurz abzuspannen und Anteil an einem Stück vom „Paradies“ zu haben. Das Breitwandbild geht einen Schritt weiter und verringert die Distanz zu dem/der BetrachterIn, indem es ihn unmittelbar mit ins Bild nimmt.

Ähnlich operierte auch Claudia Czimek, wenn sie als Madame Bricolage im Haus der Geschichten
(Linz, 2009) eine Landschaftsfototapete zum Ausgangspunkt nimmt, um die Landschaft mittels „Bastelrecycling“ in den Raum zu erweitern. Während der Öffnungszeit strickte, häkelte, klebte und formte Czimek phantastische Tiere und Blüten und transformierte den ihr zur Verfügung stehenden Raum bis Schluss der Ausstellungszeit in einen „horror vacui“.

Indem Peyker auf vorgefertigte, billige Massenware zurückgriff, konfrontierte sie uns mit Fragen nach dem Kontext der Bilder. Gibt es noch einen Unterschied zwischen Bild und Kunst im Zeitalter der industriellen Fertigung? Werden Bilder nicht ohnehin aus dem kollektiven „Imaginären“ gespeist und sind somit per se vorhanden, bevor sie ein Künstler konkretisiert? Ist das Bildermachenmüssen immer noch eine Reaktion auf den alten „horror vacui“?

Das Bildermachen bezieht sich auf Erfahrungen von Realität, sie sind in gewissem Sinne der Realität abgezogen, sind Referenzen von Realität. Lange Zeit wurden sie von KünstlerInnen hervorgebracht und so wiederum in die kollektive Vorstellungswelt eingespeist. Anstatt selber Bilder herzustellen greift Peyker auf „künstlich“ gefertigte Bilder zurück, auf Bilder, die uns das Reale simulieren und es uns gleichzeitig als die „Wahrheit“ schlechthin verkaufen. Sie fügt dieses Material in einer Installation zusammen und schafft dadurch ein neues „Bild“. Sie thematisiert den Bildbegriff an sich, der sich traditionell auf ein einzelnes Werk à la Tafelbild bezieht. Spätestens seit Baudrillard wissen wir aber, dass „Bilder nie die treuen Abbilder des wahren oder echten „Realen“ waren, weil sie gerade umgekehrt die wandelbare Vorstellung dessen, was real ist, erst erfanden.“

Gabi Wagner

Karin Peyker, geboren 1979 in Klagenfurt, lebt und arbeitet in Salzburg. Karin Peyker studierte von 1999-2004 an der Universität Mozarteum Salzburg in der Klasse Bildhauerei bei Professor Ruedi Arnold. Von 2004-2006 absolvierte sie ein Fotografie-Aufbaustudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. 2006 war Karin Peyker Assistentin in der Klasse für Fotografie an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg. Zuletzt war sie an den Ausstellungen Right Here, Right Now, Fotohof Salzburg, For a Short Time Unseen, Kunstraum St. Virgil, Salzburg oder Raumeditionen, Artwalk Salzburg beteiligt.

Karin Peyker, Domestic Nature, 2010, Installation, Fototapete, Bild, Vögel, Sound, Ausstellungsansicht CaféCult, Salzburger Kunstverein 2010

Karin Peyker, Domestic Nature, 2010, Installation, Fototapete, Bild, Vögel, Sound, Ausstellungsansicht CaféCult, Salzburger Kunstverein 2010
Foto: Andrew Phelps